Von Sitia über Port Said nach El Gouna

Tag 3 unserer Reise und letzte Etappe auf unserem Weg nach El Gouna in Ägypten. Nach dem stürmischen Empfang, den Sitia uns gestern bereitet hatte, beruhigte sich das Wetter und wir konnten heute morgen wie geplant mit den ersten Sonnenstrahlen wieder abheben. Heute ging es weiter in südlicher Richtung von Kreta hinaus aufs offene Meer. Vor dem Abflug vergewisserten wir uns noch einmal, dass Rettungsinsel und die Notausrüstung für den Fall einer Notwasserung griffbereit waren, ausserdem trugen wir während des gesamten Fluges Schwimmwesten. Rund zweieinhalb Stunden war unter und über uns nichts zu sehen ausser blau. Die Radarlotsen zwischen Griechenland, Zypern und Ägypten harmonisierten einwandfrei und genehmigten uns ein paar Abkürzungen, um die Zeit über dem offenen Meer zu reduzieren und etwas von unserem kostbaren Sprit zu sparen.

Die Landung in Port Said war ereignislos (zur Abwechslung) — abenteuerlich wurde es allerdings danach. Gleich nach Abstellen des Motors kamen drei merkwürdige Gestalten auf uns zu. Während einer der drei sofort unsere Pässe kassierte und sich damit davon machte, wollte uns ein ca 2 Meter grosser Kerl vom Typ Faceman (B.A. vom A-Team) Jet-Benzin (Kerosin) verkaufen, mit dem unser Flieger nur leider nicht fliegt — der benötigt so etwas ähnliches wie Super Plus. Als wir ihn darauf aufmerksam machten, wollte er uns freundlicherweise einen Discount anbieten, nur half uns das auch nicht weiter. Anschliessend mussten wir beide sofort mit zur Immigration. Da Port Said normalerweise keine internationalen Flüge abfertigt, musste der Immigration Officer eigens für uns aus der Stadt anreisen — Ahmed Engangement hat uns hier mindestens 3 Stunden gespart! In einem winzigen, dunklen Büro wurden unseren Pässe mehrfach geprüft, Visas eingeklebt, diverse Formulare ausgefüllt, bevor man uns zurück zum Flugzeug liess. Wir begannen daraufhin damit, das selbst mitgebrachte Benzin aus den Kanistern mit einem Schlauch in die Flügeltanks zu pumpen bis wir aufgefordert wurden, sofort damit aufzuhören. Zum Betanken müsse die Feuerwehr anwesend sein (mag ja bei Jets so sein) und bis die da sei sollen wir das unterlassen. Die Feuerwehr kam dann auch und zwar mit einem Monster-Löschfahrzeug, welches fortan mit laufendem Motor direkt neben unserer Cessna stand, bis wir allen Sprit umgeleert hatten. Und dann gab es noch einmal Ärger: Unser Agent (Ahmed, dem wir den Trip in Wirklichkeit zu verdanken haben) meinte ich müsse mitkommen, weil ich auf dem Flughafengelände fotografiert hätte. Ein ziemlich grimmiger Herr begleitete mich daraufhin in ein etwas abgelegenes Gebäude — wie sich herausstellte, das Büro des Flughafenmanagers.

Hinter mir wurde die Türe geschlossen und mir wurde mulmig. 5 sehr enrst schauende Männer standen aufgereiht und befahlen mir, mich hinzusetzen. Ahmed fungierte als Übersetzer und erklärte ziemlich aufgeregt, dass rund um den Flughafen Militäranlagen stünden und die zu fotografieren sei strengstens verboten. Ich musste daraufhin alle Fotos auf der Kamera allen 5 herumstehenden Kameraden (alle in Uniform) zeigen, bevor sie damit begannen, sich auf arabisch über mich zu beraten. Ich fürchtete schon eine Festnahme aufgrund von Spionage (ägyptische Gefängnisse sollen besonderns sehenswert sein), doch nach einigen Wortwechseln wurde ich überraschend wieder hinausgeschickt — mit der strengen Anweisung, keinerlei Fotos mehr zu machen. Natürlich hielten wir uns dran. Landung, Überwachen des Tankvorgangs durch die Feuerwehr und Immigration waren für uns übrigens kostenlos — dank Ahmed.

Zurück am Flieger war Achim mit Betanken mitlerweile fertig und auch unsere Pässe mit den Visa waren zurück. Wir waren erfolgreich nach Ägypten eingereist. Mit einer Cessna! Es gibt nicht viele, die das vor uns gemacht haben.

Als Dankeschön für all seine Hilfe namen wir Ahmed an Board und verliessen Port Said in Richtung El Gouna (nördlich von Hurghada, am roten Meer). Ein traumhafter Flug brachte uns entlang der Mittelmeerküste, über Cairo, die Wüste und später entlang des Roten Meers an unser Ziel. Die Funkabdeckung war über den entlegenen Gegenden teilweise so schlecht, dass wir uns nicht mehr mit der Flugverkehrskontrolle verständigen konnten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Besatzung der Condor-Maschine, welche unser Funksprüche für uns weiterleitete.

Nach weiteren, rund 2,5 Stunden starteten wir unseren Anflug auf El Gouna mit ein paar Kreisen direkt über dem Ort. Die Landung (oder sollte ich die 5 Landungen sagen) war abermals sehr böig und entsprechend hart – aber wir haben es geschafft! Von Heubach bei Stuttgart rund 3800 Kilometer in drei Tagen über die Alpen und 10 Länder bis nach Ägypten. Hier werden wir jetzt erst einmal ein paar erholsame Tage verbringen, bevor es Mitte nächster Woche wieder zurück geht. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.

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